Das macht sie auch für schwitzige Jazzproduktionen, etwa für die „Green Street“ des Hard-Bop-Gitarristen Grant Green, zur ersten Wahl. Wenn man sich die Blue-Note-Scheibe in der SACD-Fassung besorgt, die Analogue Productions vor einiger Zeit herausgebracht hat, und dem hochauflösenden Silberling via Sottovoce Stereo 3 lauscht, dann kann man nachvollziehen, warum Green in Insiderkreisen bis heute als einer der Schrittmacher der 1960er Jahre gilt, der nicht nur dem Bop, sondern auch dem Souljazz und dem Bebop seinen Stempel aufdrückte. Selbst die komplexesten Läufe des überaus flinkfingerigen Saitenzauberers bleiben mit der Stereo 3 stets transparent, das Klangbild verschwimmt nicht, wird selbst bei höheren Pegeln nicht breiig und gar gepresst.
Und auch, wenn die Sottovoce Stereo 3 keine dezidierte Rock- oder Popbox ist, reicht ihre Power doch allemal, um auch an Gegenwarts-Produktionen Spaß zu haben. Wenn Alice Merton lakonisch bemerkt, „no roots“ zu haben und mehr oder weniger ziellos durchs Leben zu treiben, dann überträgt sich der unwiderstehliche Groove dieser äußerst tanzbaren Nummer aus den obersten Regionen der Charts unmittelbar auf jene, die vor den Lautsprechern sitzen. Dass bei der puren Studio-Nummer kein Live-Feeling aufkommt, hat damit zu tun, dass die Sottovoce Stereo 3 schlichtweg zu ehrlich ist und über die Herkunft einer Aufnahme genaue Auskunft gibt, ohne die Produktion deshalb gleich an den Pranger zu stellen. „Ja, das geht besser“, scheint sie mir zuzuraunen, um mich im selben Atemzug daran zu erinnern, dass Dancefloor-Pop nicht dazu gedacht ist, Highend-Gelüste zu befriedigen.
Will man beides unter einen Hut bringen, dann lohnt der Griff zu den bei Sony veröffentlichten „Saturday Sessions“, die auf eine in England äußerst beliebte Radioshow zurückgehen: Der Radio- und TV-Moderator Dermot O‘Leary ging von 2004 bis 2017 samstags mit Dermot’s Saturday Club auf Sendung. Hier ging es um neue Popmusik. O‘Leary lud Einzelmusiker und Bands wie Oasis, Supergrass, die Raconteurs, Massive Attack, Kasabian, die Guillemots, die Zutons, Alesha Dixon, Beck, die Lemonheads, Lily Allen, die Foo Fighters, Moby oder Kate Nash ein und ließ sie „unplugged“ spielen – eigene Songs, aber auch sehr eigenständige Coverversionen. Die BBC schnitt das mit, die Ergebnisse wurden im Zwei-Jahres-Rhythmus als Doppel-CD veröffentlicht. Der Clou daran: O‘Learys „Saturday Sessions“ gehören mit zum Besten, das Klangfetischisten in Sachen Pop kaufen können. Die meisten dieser liebevoll zusammengestellten und hinsichtlich des Repertoires immer wieder überraschenden CD-Boxen sind nach wie vor neu erhältlich – und sie stellen jedes Wiedergabe-Equipment auf die Probe, weil sie durchwegs extrem präsent und intensiv klingen. Kommt es hier zu Verzerrungen oder Verfärbungen, ist jedenfalls nicht der Tonträger schuld. Bei den Sottovoce Stereo 3 kann man sich beruhigt zurücklehnen und einfach genießen. Diese Schallwandler sind vor allem für kleinere Räume ein ganz heißer Geheimtipp.